So, wo war ich denn hier stehen geblieben ... *gg*

Kapitel 7: Boabdil
Zahra und Kafur kommen bei Kafur an, nach einer Episode mit den Wegelagerern.
Boabdil scheint etwas überfahren von der Vorstellung, mit kommen zu müssen in die Alhambra und braucht offenbar Zeit, sich daran zu gewöhnen. Er scheint erstmal so, wie ich ihn mir auch vorgestellt hatte: zögerlich, eher ein Schöngeist. Aber auch aufgeschlossen gegenüber neuem, wie z.B. an den Gemälden zu sehen. Auch gibt es für mich wieder einen Hinweis auf die berechnende Art von aischa, nämlich die Hochzeit von Boabdil mit Morayma.

Fragen, die sich nebenbei ergeben haben:
Verbietet der Koran tatsächlich die Abbildung von Personen und Tieren? Auch heute? Wie ist es denn dann mit Fotos, Zeitungen usw.?
Und schreibt er Frauen tatsächlich das Epilieren vor? Erstaunliche Dinge, die man so nebenbei lernt!

Kapitel 8: Boabdils Rückkehr

Boabdil wehrt sich letzten Endes doch nicht groß und kommt mit. Es wird auch beschrieben, dass er während der Reise weiter an Entschlossenheit gewinnt.

Was mir ins Auge sprang, war der Ausruf von Zahras Vater auf der Seidenfarm: "Was, beim Satan, hat meine Tochter mit dem Sohn des Emirs zu tun" (oder so ähnlich). Gibt es im Islam eine 1:1-Entsprechung des Teufels? Wird er auch tatsächlich so in der Sprache benutzt, wie bei uns der Teufel?

Dann folgt Boabdils Machtergreifung. Sie wird in 3 Sätzen angedeutet, wie auch bei der Schlacht um Alhama. Ich denke, das machst du bewusst so. Bei der anfänglichen Szene in Deborahs Dorf wurde die Schlacht auf eine andere, indirekte Art beschrieben, nämlich durch die Nachwirkungen. Das war klasse und sehr wirkungsvoll. Hier wird sie so gut wie gar nicht beschrieben, und irgendwie fehlt sie.
Genauso wird Hassans Versuch, die Stadt zurückzuerobern, sehr kurz abgehandelt.
Scheint mir, als "drückst" du dich da ein bisschen ...

Erstaunlich die Bitte des Vaters, dass Zahra Ibrahim eine Chance geben solle. Das hätte ich nicht erwartet, ich dachte, er würde es einfach einfordern mit seinem Selbstverständnis muslimischer Männer, dass das familienoberhaupt entscheidet. Zumal er vorher gegenüber Hayat (?) ja sehr klar gesagt hatte, dass er entscheidet, was sie zu tun hat.

Bei der Szene am Ende habe ich mich gefragt: Hätzte Yazid Zahra tatsächlich getötet, wenn Abdarrahman nicht dazwischen gegangen wäre ? Würde er so weit gehen? Schön, dass diese Frage offen geblieben ist.


So, danach konnte ich dann doch nicht länger wach bleiben. Das Blutspenden macht mich dann doch immer müde am gleichen Abend ...

Dirty Harry schreibt: Was mir ins Auge sprang, war der Ausruf von Zahras Vater auf der Seidenfarm: "Was, beim Satan, hat meine Tochter mit dem Sohn des Emirs zu tun" (oder so ähnlich). Gibt es im Islam eine 1:1-Entsprechung des Teufels? Wird er auch tatsächlich so in der Sprache benutzt, wie bei uns der Teufel?

Soviel ich weiß, gibt es den Begriff "Satan" sowohl im Koran als auch in der hebräischen Bibel. Mir fallen dazu spontan die "Satanischen Verse" von Salma Rushdie ein. Ob die Bedeutung aber mit dem Satan der christlichen Bibel identisch ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall scheint der Begriff hier wie dort das Böse zu verkörpern.

Lieber Harry,

"Verbietet der Koran tatsächlich die Abbildung von Personen und Tieren? Auch heute? Wie ist es denn dann mit Fotos, Zeitungen usw.?"
Ja, das verbietet er, und wie das mit heute ist, habe ich, als ich am Schreiben war, auch den Arabistik-Professor gefragt, den ich bei jedem Zweifel gefragt habe, aber ich weiß die Antwort nicht mehr. Ich muss ihn noch mal fragen; dann sage ich es dir!

"Und schreibt er Frauen tatsächlich das Epilieren vor? Erstaunliche Dinge, die man so nebenbei lernt!"
Wenn ich das da geschrieben habe, stimmt das.

Liebe Grüße
Lea

Lieber Harry,

laut dem islam. Lexikon (.z.B.) gibt es im Islam zwei Arten von Teufeln:
1. "saitan", also "unser" Satan
2. "ilblis" -

Und zum Bilderverbot, jetzt weiß ich wieder, wo ich das stehen habe. Also, ja, das Bilderverbot ergibt sich aus dem Koran, und der Koran ist ebenso wie die (meisten) Moschee auch heute noch bilderlos (ohne dass ich jetzt je eine Moschee von innen gesehen hätte, weil ich da als Christin ja gar nicht rein darf, aber so steht es in meinen Fachbüchern). So erklären sich ja auch die wunderschönen Ornamente und kalligraphischen Ausmalungen von den muslimschen Räumen (gerade auch in der Alhambra oder auch in Cordoba und Sevilla zu sehen) - weil eben keine anderen Dinge abgebildet werden durften.
Eine ausdrückliche(!) bilderfeindlichen Doktrin enthält der Koran eigentlich nicht, aber der "hadith" (Aussagen Muhammeds) (den Geisteszustand des 8 Jh. spiegelnd) droht den Verfertigern von Bildenr Höllenqualen an.

Liebe Grüße
Lea

Lieber Harry,

hier weitere Antworten:

Du schreibst: "Dann folgt Boabdils Machtergreifung. .... Genauso wird Hassans Versuch, die Stadt zurückzuerobern, sehr kurz abgehandelt. Scheint mir, als "drückst" du dich da ein bisschen ..."

Nein, ich habe mich da gar nicht gedrückt - ich musste lachen, als ich das gelesen habe - aber ich hatte nur MAXIMAL 700 Seiten zur Verfügung, udn irgendwo musste ich was auslassen, sonst wären es 7000 geworden. Auch so bin ich schon kaum unter den 700, und ich war es ohnehiin nicht - das hat dann die Lektorin dankenswerterweise noch ein bisschen runtergekürzt, so dass dann überhaupt der Platz für die Stammbäume etc war. Du siehst: Manches hat eine sehr simple Erklärung.

Dann schreibst du:
"Erstaunlich die Bitte des Vaters, dass Zahra Ibrahim eine Chance geben solle. Das hätte ich nicht erwartet ..:"
Ich fand, er ist müde geworden, wird schwächer, seine Psyche ist angegriffen, er spürt den Umbruch, merkt, dass er nichts aufhalten kann ... Das ist eine große Portion Resignation, die sich darin spiegelt. So zumindest habe ich es empfunden. Denkst du nicht?

Und hier schreibst du: "Bei der Szene am Ende habe ich mich gefragt: Hätzte Yazid Zahra tatsächlich getötet, wenn Abdarrahman nicht dazwischen gegangen wäre ? Würde er so weit gehen? Schön, dass diese Frage offen geblieben ist."
Also, ich denke, der hätte da mal gar keine Probleme mit gehabt!

Liebe Grüße
Lea

Liebe Lea,

ganz ganz vielen Dank für die Mühe, die du dir auch hier machst mit den ausführlichen Antworten. Finde ich total super.

Bei Abdarrahman bin ich ja froh, dass es bei ihm in Resignation umgeschlagen ist und nicht in Trotz. Hätte ja auch sein können, dass er bei den vielen 'Problemen' mit seinen Töchtern dann ganz dichtmacht und ihnen einfach befiehlt, was sie zu tun haben.
Aber wahrscheinlich kennt er sie auch einfach gut genug, um zu wissen, dass er sie damit komplett verlieren würde. Das haben ihre mutigen Aktionen ja auch gezeigt.

Ja, und bei Yazid hatte ich auch das Gefühl, dass er sie wirklich töten würde, ohne große Gewissensbisse zu empfinden. Ich glaube, er ist so fanatisch, dass er jedem aus seiner Familie bedenklos Schaden zufügen würde.
Das lässt die Angst um Raschid nicht kleiner werden ...

Lieber Harry,

wie sollte ich weniger eifrig dabei sein als ihr?!!!!

Aber jetzt gehe ich mal schlafen ....
Gute Nacht Euch allen!
Herzliche Grüße
Lea

Hallo miteinander,

so langsam habe ich das Gefühl, dass mir hier alle davoneilen und ich mit dem Lesen nicht mehr nachkomme, aber ich hoffe das ist nicht so schlimm.
Hier nun wird uns ganz eindringlich die Schlacht um Alhama vor Augen geführt. Besonders interessant dargestellt sind hier die Gefühlswelten von Don Juan und Yazid, bei denen ich immer das Gefühl habe sie sind einfach beide extrem emotional und verbohrt in ihren Ansichten. Nur von der Rache getrieben, scheren sie alle Menschen über einen Kamm und Einzelschicksale sind ihnen völlig gleichgültig. Schrecklich waren die Beschreibungen, der von den Leitern hinabstürzenden Menschen und anschließen auch von den verdurstenden Mauren und Christen in der Stadt. Das war schon sehr bildlich, was du uns da vor Augen geführt hast, liebe Lea.

Nachdem nun die Schlacht verloren ist und das Volk sich mehr und mehr von Hassan abwendet, sieht Aischa ihre Chance gekommen. Sie will Hassan stürzen und sendet Zahra aus um Boabdil, Hassans und Aischas gemeinsamen Sohn, zu holen. Zahra ist zunächst unsicher aber in Begleitung von Kafur wagt sie die Reise in der Kleidung eines Mannes. Schrecklich habe ich den Moment empfunden als Boabdils Wachen über Zahra hergefallen sind. Ich habe den Moment herbeigesehnt, da Boabdil auftaucht und dem Ganzen ein Ende macht, aber so kam es dann ja auch.

Boabdils Einschätzung seiner Mutter fand ich interessant. Er hat sie als gierig nach Macht bezeichnet und das dürfte auch so sein. Wenn es auch meist den Anschein erweckt, dass Aischa sehr nett ist, so würde sie vermutlich doch über Leichen gehen um ihren Sohn an die Macht zu bekommen und dadurch auch selbst wieder mehr an Einfluss zu gewinnen. Aber da gibt es ja noch diese Prophezeiung. Wird sie eintreten wenn Boabdil an der Macht ist?

Zarah hofft ihren Verlobten nicht ehelichen zu müssen, wenn sie Aischa und Boabdil an ihrer Seite hat. Ich weiß allerdings nicht, welche Unterstützung sie sich von Ihnen verspricht. Jedenfalls scheint Zarahs Rechnung ganz und gar nicht aufzugehen, denn die Hochzeit soll laut Abdarrahman stattfinden. Ibrahim ist bereits auf dem Weg nach Granada. Ob Zarah das noch abwenden kann?

Liebe Lea, du hast uns diese Welt nun bildlich sehr nahe gebracht, aber ich muss sagen für mich ist das alles, vor allem natürlich die Rolle der Frau, so weit weg und lebensfremd. Ich bin nur froh, dass ich nicht in der damailgen Zeit gelebt habe und auch nicht solchen "Glaubensregeln" unterliege. Ich kann mir ein solches Leben einfach nicht vorstellen.

Liebe Schlumeline,
so weit weg ist ein solches Leben gar nicht - wie ich gerade gestern erzählt habe. Bei Yahoo habe ich gelesen, dass eine Familie (in einem muslimischen Land) ihre Tochter lebendig(!) begraben hat, weil sie ihre Ehre beschmutzt hatte. Du siehst: das gibt es auch heute noch!
Und wie schnell oder langsam du liest, ist eigentlich gleich. Wenn ich sehe, dass jemand neu geantwortet hat, dann antworte ich. Also: jeder schön nach einem Rhythmus!
Herzliche Grüße
Lea

Auch mich hat die Schilderung der Schlacht um Alhama sehr bewegt. Ich bin froh, dass es nicht detaillierter wurde: Wer wann wem welche Wunde schlägt interessiert mich nicht im Detail, es sei denn, es handelt sich um die absoluten Hauptfiguren. WIe ich oben schon geschrieben habe hatte ich nicht gewusst (oder nicht bedacht), dass bei Belagerungen unter Umständen auch das Wasser abgegraben wurde. Das fand ich sehr drastisch: die Auswahl, wer in welchem Stadium noch wieviel bekommt und wer dem Verdursten preisgegeben wird. Das ging unter die Haut.

Das nächste Kapitel dann bei Aischa. Ich finde die Alhambra ja toll, aber wenn ich mir vorstelle, dort über Jahre eingesperrt zu sein - entsetzlich. Ich weiß, die maurischen Frauen (und auch die spanischen dieser Zeit) hatten nicht gerade viele Möglichkeiten, das Haus zu verlassen, aber ich empfinde das als sehr grausam. Aischa ist eine sehr interessante Persönlichkeit, Hassan eher abstoßend (brutal, kämpferisch, machtgierig). Bewundernswert, wie Aischa in ihrer Lage trotzdem viele Fäden in der Hand behalten hat.

Heutzutage ist es komisch, sich vor Augen zu führen, dass sich eine junge Frau in Männerkleidern und ohne Schleier regelrecht nackt vorkommt. Man sollte meinen, sie müsse die ungewohnte Freiheit genießen, aber eigentlich ist klar, dass sie zunächst verängstigt ist. Vor allem weil sie weiß, dass ihre Familie sie dafür verstoßen könnte. 99% der Mädchen hätten die arrangierte Ehe diesem Risiko vorgezogen. Die Schilderung des Weges zu Boabdil war zum Glück nicht zu lang, obwohl irgendwie klar war, dass es einen Straßenräuberüberfall geben würde. Der gehört in einem historischen Roman irgendwie dazu. (Ich weiß, so war die Zeit). Aber wie dann immer alle über sich hinauswachsen und gegen eine Übermacht junger, kräftiger, verzweifelter Männer gewinnen, selbst wenn sie alt und gichtig sind. Na ja. Aber die Helden müssen ja halbwegs heil wieder daraus hervorkommen, und es hat mich beim Lesen auch nicht gestört.

Bei Boabdil bin ich gespannt, welche Rolle er im weiteren Verlauf der Geschichte noch spielen wird. Also, über seine historische Rolle bin ihc mir im Klaren, ich meine, wie sehr er Zahras Geschichte beeinflussen wird, wie groß seine weitere Rolle sein wird. Ich finde ihn eigentlich ganz sympathisch (logisch: ein Buchliebhaber! ;-) ) und hoffe, mehr von ihm zu lesen.

Was ich dagegen am liebsten mit Yazid machen würde, das brauche ich wohl nicht weiter erläutern!

Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht: Wie wird Zahra es schaffen, sich auch zukünftig vor der Ehe zu drücken? Das wird ihr gelingen, da bin ich mir eigentlich sicher, auch wenn der Zukünftige quasi schon vor der Tür steht. Wird Hayat es schaffen, nicht nach Marokko geschickt zu werden, oder passiert genau das und sie verschwindet einfach aus der Geschichte? Wann (und in welchem Zustand) taucht Raschid wieder auf? Gibt es ein Wiedersehen mit Gonzalo?

Fragen, die ich heute nicht mehr klären werde, denn nun ist es zu spät zum Weiterlesen!

Auch wenn man aktuelle Bücher liest, trifft man noch auf diesen Punkt, dass Musliminnen den Schleier keinesfalls als "Strafe" empfinden, sondern sich ohne den Schleier so "nackt" empfinden, als hätte man sie ganz und gar entkleidet. Während der Arbeit an dem Buch habe ich oft gedacht, wie grundfalsch schon unsere Schuldbildung ist: Warum lernen wir nur etwas über unseren eigenen Glauben und nicht in "Religion" lieber etwas über alle Glaubensrichtungen? So hätte man doch viel mehr Verständnis füreinander.

So, Harry. Bezüglich der Vergangenheit hatte ich die Frage mit dem Bilderverbot ja schon beantwortet, denke ich, und insgesamt - also bis heute - sieht es so aus, (und hier zitiere ich): "dass das Bilderverbot hauptsächlich für Moscheen gilt; dies erklärt, warum es in den Palästen immer wieder Bilder gab (auch Miniaturen in Handschriften; in den späteren Werken aus dem Iran oder Indien zeigt man aber nie das Gesicht des Propheten). Nur sehr puritanische Glaubensrichtungen (z.B. die Wahhabiten in Saudi Arabien) sind in der Hinsicht sehr streng. Heutzutage haben nur sie und die Taliban etwas gegen Bilder."
(Das sagt "mein" Prof.)
Also: im Prinzip sieht man das heute etwas lockerer, aber die Taliban und andere puritanische Glaubensrichtungen halten in der Tat noch an diesen Bilderverboten fest.

Danke schön für diese umfassende Aufklärung!!!

Gern geschehen! Ich freue mich doch, dass Ihr auch mal nach den HIntergründen fragt! Dafür habe ich das Buch ja geschrieben!