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#16

RE: Eure abschließende Rezension

in Leserunde mit Michael Tietz und seinem Roman "Apfeldiebe" 06.01.2012 15:05
von liebelein • 62 Beiträge

Die "Apfeldiebe" sind fünf Jungs, die sich in ihren Sommerferien im kleinen Dorf Wittlekofen im Schwarzwald eine Beschäftigung suchen. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere und Eigenarten, lassen sich Max und sein jüngerer Bruder Timi, der Außenseiter Rufus und der ständig von allen unterdrückte Kasi auf Vorschlag von Alex auf eine interessant klingendes Spiel ein: Alex hat den Zugang zu unterirdischen Höhlen unter der nahe gelegenen Burgruine gefunden und lotst die Kinder mit gepacktem Rucksack zur Erkundung in diese. Was wie ein harmloses Kinderspiel aussieht, wird schon bald bitterer Ernst, als das so genannte Spiel außer Kontrolle gerät und sich die Fronten zwischen den Kindern verhärten. Als plötzlich der einzige Ein- und Ausgang der Höhle und Teile der Decke einstürzen, müssen sie erkennen, dass nicht so einfach wie gedacht ist, diesen Ort wieder aus eigener Kraft zu verlassen. Das Unglück nimmt seinen weiteren Lauf, als sie unter den Steinmassen einen Jungen ihrer Gruppe tot auffinden und auch der kleine Kasi kann aufgrund des fixierten Hasses von Max sich seines Lebens nicht mehr sicher sein. Lediglich Leni, die kleine Schwester von Alex weiß, wo sie sich aufhalten könnten, doch dieser wurde von ihrem Bruder verboten, sie zu verpetzen. Und der alte Seiler, der kauzige Dorfbewohner mit seinem Schäferhund, hat sie auf ihrem Weg zur Ruine gesehen, doch warum sollte er sich um den Verbleib von fünf rotznasigen “Apfeldieben“ Gedanken machen?

Mein Fazit: Nach dem vorherigen Buch “Rattentanz” war ich sehr gespannt, was sich Michael Tietz in seiner neuen Geschichte einfallen lässt. Und ich wurde nicht enttäuscht, dreht sich doch auch dieses Buch erneut um die in einer scheinbar ausweglosen Situation, nur dass es diesmal ein eingeschränkter Kreis von fünf Jungen ist, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Und dies bietet ausreichend Explosionsstoff! Als Leser verfolgt man mit zunehmender Unruhe den zunächst idyllisch wirkenden Schauplatz und das zwar leicht ruppige Spiel der Kinder, aber erwartet nicht, dass die Beziehungen zwischen diesen so ausarten können. Die beruht sicher auf die Vorgeschichte, die jedes Kind hat sowie af einzelne Stärken und Schwächen, die klar ausgespielt werden. Sowie die extreme Situation des Eingesperrtseins und den Gedanken, an diesem Ort unaufgefunden sterben zu müssen.
Das Schlimme ist eigentlich, dass diese Geschichte realistisch vorstellbar ist oder dass sie genau so stattgefunden haben könnte. Der Außenseiter, der Sonderling oder der Anführer, Mitläufer sowie Kinder, die ihren eigenen Schmerz an anderen auslassen, sind wohl in dieser Gesellschaft keine Seltenheit. Hier wird dem Leser vor Augen geführt, was alles möglich ist, wenn sie zusammentreffen!

Auch die Schreibweise vermittelt mir sowohl eine gute bildliche Vorstellungskraft über den Ort und die Jungen als auch eine stetig wachsende Spannung bis zum Schluss. Man fiebert mit den Hoffnungen, Schmerzen und Entbehrungen mit, und obwohl ich alles andere als einen doch noch guten Ausgang erwartet habe, bin ich mit dem Ende sehr zufrieden. Es hinterlässt Spuren und auch Verluste, aber wirkt absolut nachvollziehbar und auch länger nachhaltig.
Denn wenn man ehrlich ist, kennt vermutlich jeder aus der Kindheit einen “Kasi“ oder auch “Rufus“, den man früher nicht für voll genommen hat, oder auch einen “Alex“ oder “Max“ um die auch ich lieber einen großen Bogen geschlagen hätte.
Ein tolles Buch, zudem ein ebenso toll gestaltetes Cover, das den Einblick in einen Apfel zeigt, für welchen man - bezogen auf die Geschichte - sicher mehrere Assoziationen finden kann ...

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#17

RE: Eure abschließende Rezension

in Leserunde mit Michael Tietz und seinem Roman "Apfeldiebe" 06.01.2012 18:19
von M.Tietz • 112 Beiträge

Ganz vielen Dank, Sandra! Wie gesagt, hatte ich bei Dir etwas Bammel, weil zu merken war, daß Du mir hier alles zutraust. Besonders freue ich mich über so banale Worte wie "realistisch vorstellbar", "fiebert mit", "sehr zufrieden" oder "Es hinterlässt Spuren und auch Verluste, aber wirkt absolut nachvollziehbar und auch länger nachhaltig." Danke. Es ist ein sehr schönes Gefühl nach so vielen Wochen und Monaten des Arbeitens hinter verschlossenen Türen, das Baby vor die Tür zu schicken und - siehe da - es kann nicht nur laufen, nein, die Leute mögen es auch noch. Darauf hofft man bei jedem Wort, das man so tippt.

Besonders toll finde ich auch, daß ich nicht nur Leser, die mich bisher nicht kannten, wie Sandra (Leselounge) und Martina, überzeugen konnte, sondern auch vom "Rattentanz" vorbelastete, wie Dich Sandra, wie Iris und Rici. Und: Das jetzt schon so oft vorgetragene Lob was das Cover anbetrifft, werde ich an Verlag und Agentur weiterleiten (vielleicht lesen die auch hier mit?). Ich finde es selbst auch ganz große Klasse!

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#18

RE: Eure abschließende Rezension

in Leserunde mit Michael Tietz und seinem Roman "Apfeldiebe" 07.01.2012 13:23
von liebelein • 62 Beiträge

Ich glaube, der Gedanke "alles zutrauen" setzte ein, nachdem Du kurz von Deiner ersten Version berichtet hast...und ich spontan dachte "Oh nein...." ;-).
Trotzdem hätte ich die Geschichte wohl gemocht, aber so gefällt es mir schon besser ;-)! Ich fürchte, wenn man eine "heile Welt"-Geschichte möchte, muss man etwas anderes lesen. Aber dann wäre ich, oder vermutlich auch die anderen, ja nicht hier...
Nein, lieben Dank für Deinen Kommentar. Deine Bücher sind klasse, und beiden wirken wirklich in den Gedanken lange nach. Und das, weil es auch realistisch wirkt. Allen, die es nicht kenne, lege ich den "Rattentanz" ans Herz...

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#19

RE: Eure abschließende Rezension

in Leserunde mit Michael Tietz und seinem Roman "Apfeldiebe" 07.01.2012 22:08
von Fannie • 15 Beiträge

Hallo Ihr Lieben, hier kommt meine Rezension. Nochmals ein ganz, ganz liebes Dankeschön an Michael, Rici und den Bookspot-Verlag. Es war pures Lesevergnügen!

Brillant und beklemmend

Ein Schwarzwalddorf in den Sommerferien: Fünf Jungen sind auf der Suche nach einem Abenteuer. Eine abgelegene Burgruine wird zu ihrem Spielplatz. Doch dann verwandeln sich fantasievolle Ritterspiele in lebensgefährlichen Ernst: Die Jungen werden verschüttet und sind – von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten – unter der Erde gefangen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Können die Kinder rechtzeitig gerettet werden?

Mit „Apfeldiebe“ ist es Autor Michael Tietz gelungen, mich komplett in die Welt seiner Geschichte zu entführen. Dank der atmosphärischen und bildlichen Schilderungen befindet man sich mittendrin im Geschehen. Den Staub, den Schweiß und den Durst spürt man regelrecht am eigenen Leib. Seine Protagonisten hat er mit viel Liebe und detailliert gezeichnet. Michael Tietz überwindet mühelos sämtliche Genre-Grenzen und hat mit „Apfeldiebe“ ein beeindruckendes Werk aus Abenteuer, Thriller und Fantasy geschaffen. Außerdem erzählt er sehr einfühlsam von den teils äußerst bedrückenden Geschehnissen, die sich in den Leben seiner jungen Helden bislang ereignet haben. Das Buch ist nicht einen Moment langweilig! Atemlos liest man Seite um Seite und legt den Roman nur dann (und dazu sehr ungern) aus der Hand, wenn man wirklich muss. Bis zum Schluss hält der Autor den Leser in Atem. „Apfeldiebe“ hat sich auf Anhieb in meine persönliche „Lieblingsbücher“-Liste katapultiert. Bleibt zu hoffen, dass Michael Tietz, der neben seiner Autoren-Tätigkeit als Krankenpfleger arbeitet, sehr bald für literarischen Nachschub sorgt!


zuletzt bearbeitet 07.01.2012 22:15 | nach oben springen

#20

RE: Eure abschließende Rezension

in Leserunde mit Michael Tietz und seinem Roman "Apfeldiebe" 08.01.2012 11:52
von NiliBine70 • 10 Beiträge

Auch ich habe nun endlich meine Rezension fertig.

Ich möchte mich nochmals dafür entschuldigen, dass ich mich nicht mehr hier in der Runde gemeldet habe, es hatte aber wirklich seine Gründe.

Gleichzeitig möchte ich mich für die Bereitstellung des Exemplars und die Zeit und die Mühe, die diese Leserunde ja erfordert, bedanken.

Das Buch:
Es ist Sommer in Wittlekofen, im Schwarzwald. 5 Jungs, so unterschiedlich sie nur sein können, begeben sich auf ein Abenteuer, an dessen Anfang das Stehlen von Äpfeln steht. Doch führt es sie in eine Burgruine, in eine Felsenhöhle, wo sie verschüttet werden und dort beginnt eine Reise der Jungs zu sich selbst, zu den Urinstinkten und ihrem Charakter, der sich erst zur Gänze in dieser ausweglosen Extremsituation offenbart.

Da wäre Alex, von dem erst der Vorschlag kam, zum „Spielen“ und Erkunden in diese Höhle unter der Burgruine zu klettern, er schwingt sich zum Anführer der 5 auf und erst einmal lehnt sich niemand dagegen auf.

Max und sein kleiner Bruder Timi, den er widerwillig mit auf dieses Abenteuer nimmt. Max ist nicht gerade intelligent, hat aber Kraft und aus diesem Grunde Macht. Besonders über Kasi, den stillen, intelligenten Jungen, den sie mitnehmen, weil er eben intelligent ist und vielleicht von Nutzen sein kann, aber Max würde viel lieber etwas ganz anderes mit Kasi tun!

Und dann der „Schwarze“, Rufus, ein Außenseiter, der sich eigentlich nur widerwillig dieser Gruppe angeschlossen hat. Eigentlich würde er lieber vor sich hin träumen, sich seiner toten Mutter nahe fühlen, an seinem Lieblingsort.

Doch dann werden die Jungs verschüttet, aus Spiel wird bitterer Ernst und für einen der 5 gibt es kein Zurück mehr. Es weiß niemand etwas über den Verbleib der Jungs, außer demjenigen, dem sie zu Beginn ihrer Exkursion Äpfel gestohlen haben, aber der alte Mann sagt nichts, warum sollte er auch? Es sind ja schließlich nur nutzlose Rotzlöffel, die nur Unsinn im Kopf haben, oder?

Meine Meinung:

Gesellschaftsstudie
Ich bin mit gänzlich falschen Vorstellungen an dieses Buch herangegangen. Ich dachte, es würde auf eine für mich interessante Art und Weise Spannung aufbauen. Doch leider war dem nicht so.

Nichtsdestotrotz habe ich es durchgelesen, nicht abgebrochen, ich hätte es dem Buch und dem Autor gegenüber nicht fair gefunden. Wie sollte ich mir eine abschließende Meinung sonst bilden?

So kam mir denn schnell der Gedanke, dass die Geschichte doch sehr „Stand by me“ von Stephen King ähnelt. Schon sehr berührend, was diesen Mikrokosmos angeht, der sich da in der verschütteten Höhle bildet. Und was den Tod eines der Jungen angeht (auch noch meines ausgesprochenen Lieblings!) hat mich das sehr getroffen. Das hätte ich dann nämlich nicht erwartet.

Aber nun gut, es war dem so und so habe ich denn gehofft, dass sie aus dieser Situation gerettet werden und vielleicht auch ihre eigenen Lehren ziehen, nicht nur der Leser als Beobachter.

Alles in Allem war es aber für mich kein Buch, was mich nachhaltig beeindruckt hätte, leider. Es war eine Geschichte über Jungs, die in einem Sommer ihres Lebens etwas extremes erlebt haben und zumindest 4 sind lebend wieder ans Tageslicht gekommen, mit mehr oder weniger Schaden an Körper und Seele.


Liebe Grüße
Die Bine

40 ist das neue 20 :-)

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#21

RE: Eure abschließende Rezension

in Leserunde mit Michael Tietz und seinem Roman "Apfeldiebe" 08.01.2012 15:43
von M.Tietz • 112 Beiträge

Da schläft man mal eine Nacht lang, geht anschließend zur Frühschicht - und wenn man wiederkommt sind schon wieder zwei Meinungen gepostet :-).

@Stephanie: Deine Begeisterung springt einem ja beim Lesen regelrecht ins Gesicht! Besonders hat mir folgender Satz gefallen: „Apfeldiebe“ hat sich auf Anhieb in meine persönliche „Lieblingsbücher“-Liste katapultiert. Das ist richtig, richtig schön! Ich freue mich, daß Dich meine Jungs und der alte Seiler erreichen konnten und hoffe, der "Rattentanz" schafft dies auch! Danke, daß Du mitgemacht hast und sollte es noch offene Fragen geben - nur zu.

@Sabine: Das tut mir wirklich sehr leid, daß Du gesundheitliche Probleme hattest/hast. Sehr sympathisch finde ich, daß Du diese nicht mileidheischend hier im Forum breitgetreten hast. Andererseits war es für die anderen Teilnehmer und mich so natürlich nicht ersichtlich warum Du nicht mehr mitgemacht hast.
Danke auch für Deine Rezi, der man allerdings ebenfalls den hinterlassenen Eindruck anmerkt. Was mich aber natürlich brennend interessiert: Mit welchen Erwartungen bist Du eigentlich an das Buch herangegangen? Was hat Dich enttäuscht, was hätte Deiner Meinung nach anders/besser sein sollen? Denn mit der Aussage: "...kein Buch, was mich nachhaltig beeindruckt hätte, leider. Es war eine Geschichte über Jungs, die in einem Sommer ihres Lebens etwas extremes erlebt haben und zumindest 4 sind lebend wieder ans Tageslicht gekommen, mit mehr oder weniger Schaden an Körper und Seele." kann ich leider nicht soo viel anfangen. Und als Autor sollte man schließlich immer versuchen es beim nächsten Mal besser zu machen, Lobeshymnen tun zwar gut (vor allem wenn sie wirklich von Herzen kommen), setzen aber selten eine Weiterentwicklung in Gang. Also: Solltest Du noch Lust, Zeit und Kraft haben - ich freue mich auf noch ein paar erläuternde Worte. Und: Danke für die (9?) Stunden Lesezeit und die Zeit, die Du in die LR investiert hast!


zuletzt bearbeitet 08.01.2012 15:45 | nach oben springen

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